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Weltweit läuft gerade der Kinofilm „Die Schöne und das Biest“ an. Genau das war für mich Brasilien. Einerseits wunderschön mit traumhafter Natur wie den Iguazu-Wasserfällen, atemberaubenden Stränden, toller Jahrhunderwende-Architektur, fantasievoller Street-Art. Ein Land voller Geschichte, Vielfalt und interessanter Menschen. Andererseits war – insbesondere nach dem bewaffneten Überfall in Kolumbien – eine ganze Woche alleine in Rio für mich eine echte Challenge.
Lest hier, wie es ist, einen Tag Fotomodel in Rio zu sein, warum ich im Süden tatsächlich für eine Brasilianerin gehalten wurde und wie man einigermaßen trocken durch die Iguazu-Wasserfälle kommt.

Soll ich, soll ich nicht? Soll ich – okay ich machs und reise alleine nach Brasilien. Allerdings bin ich quasi gerade auf der anderen Seite des Kontinents – in San Pedro de Atacama (Chile) – fast 2.000 Kilometer entfernt. Routentechnisch mal wieder unglaublich schlau Fräulein Weltenbummel.

Von kolumbianischen Billig-Airlines verwöhnt, möchte ich mich natürlich gleich in den Flieger setzen. Beim Blick auf SkyScanner stelle ich aber fest, dass man günstiger von Deutschland nach Rio kommt als von Santiago de Chile. Also müssen mal wieder die geliebten Nachtbusse her.
Von San Pedro de Atacama aus geht es also über Salta in Argentinien, Asuncion in Paraguay nach Foz do Iguazu in Brasilien. Für europäische Verhältnisse ist das etwa so als wäre man gerade in Berlin, überlegt sich spontan mit dem Bus nach Madrid zu fahren und noch einen kleinen Abstecher in Zürich zu machen, da es ja auf der Strecke liegt.
Aber wer kann schon von sich behaupten mal in Paraguay gewesen zu sein? Schon nach einem Tag in der Hauptstadt kann ich verstehen, warum es so viele Deutsche hierherzog. Auch ich habe mich irgendwie sofort wohl gefühlt.
IGUAZU WASSERFÄLLE
An der Grenze von Paraguay nach Brasilien lerne ich Kade und Peter kennen – zwei großartige, entspannte Deutsche. Wie sich herausstellen wird, sind wir uns super sympathisch und werden später noch einige Zeit gemeinsam in Uruguay und Argentinien reisen. Zunächst erkunden wir jedoch erst einmal gemeinsam die argentinische Seite der Iguazu-Wasserfälle. Ich bin unglaublich beeindruckt von der Kulisse – diese Wassermassen im brasilianischen Regenwald.

Trotz Seekrankheit möchte ich das volle Programm – mit dem Boot unter die Wasserfälle.
Für alle, die das noch vor haben – ihr werdet wirklich NASS – und das bis auf die Unterhose !!!! Vergesst eure Regenjacke – dieser Wasserfall hat absolut nichts mit Regen zu tun. Mein Tipp: Sportklamotten an, Bikini drunter und Wechselklamotten mitnehmen.
FLORIPA – DER SCHÖNSTE ORT DER WELT

Nachdem ich von mehreren Brasilianern bereits gehört hatte, dass Florianopolis der schönste Ort der Welt sei, wollte ich unbedingt der Einladung meines brasilianischen Kumpels Gui dorthin folgen.
Bei ihm und seinem Vermieter Django fühlt ich mich sofort wie zu Hause – im Grünen, Pferde direkt vor der Tür und ein wunderschönes weitläufiges Haus, die Traumstrände mit dem Moped schnell erreichbar. Ein echter Traumort!
Danke dir Gui vielmals für deine Gastfreundschaft und dass du mir deine Heimat mit so viel Hingabe gezeigt hast.
EINE INTENSIVE WOCHE IN RIO DE JANEIRO
Während ich in Florianopolis wegen der vielen Deutschen Einwanderer (die deutschen Siedlungen Blumenau und Pommerod sind nur 3 Stunden mit dem Bus entfernt) auf Portugiesisch noch gefragt wurde, ob ich denn Brasilianerin sei, wurde ich in Rio ständig einfach nur angestarrt. Stempel Tourist – das war klar. Die vielen Warnungen insbesondere von Brasilianern verunsicherten mich nach meinem Überfall in Kolumbien nochmal zusätzlich. Mit Paranoia alleine nach Rio – spitzenklasse 🙂

Ums kurz zu machen – ich habe Rio überlegt – ohne überfallen und ausgeraubt zu werden.

Wie ich dieses Wunder vollbracht habe? Ich habe meine Kronjuwelen und teuren Designer-Backpacker-Klamotten im Hostel gelassen (;-P), mein iPhone hatte ich ja eh nicht mehr, bin nicht sehr viel alleine rumgelaufen und habe im Wesentlichen zusammen mit anderen Touristen auf Free Walking Touren die wunderschönen Seiten von Rio wie das historische Künstlerviertel Santa Teresa, Downtown und die Hafencity erkundet.
Wie in Kanada und den USA wird mir auch mal wieder bewusste, wie sehr der amerikanische Kontinent von Einwanderung, Sklaverei und Unabhängigkeits- kämpfen geprägt war.
Unser Guide erklärt, dass bis 1880 mehr als 3 Millionen Sklaven aus Afrika „importiert“, anschließend in so genannten “Futterhäusern” aufgepäppelt wurden, bevor sie auf Auktionen nach ganz Brasilien verkauft wurden. Im heute noch „schwärzesten“ Viertel ganz Brasiliens zeigt der Guide uns ein solches Haus und ebenfalls den Marktplatz für die Auktionen.

Beim Besuch in Santa Teresa streifen wir ein wunderschönes Anwesen, reich verziert mit importierten Fließen und Statuen – einen Bruch stellen die Gitterstäbe im Keller dar – sie dienten dazu die Unterkunft der Haussklaven zu sichern. Heute befindet sich hier ein Kunstatelier.
Diese Tour löst bei mir wirklich Gänsehaut aus – direkt vor Ort zu sein ist doch noch einmal etwas anderes, als alles nur aus dem Geschichtsbuch zu lernen.
Jetzt bin ich schon einige Tage in Rio – dennoch fühle ich mich immer noch nicht sicher, alleine durch die Stadt zu laufen. Sei es die Paranoia, wieder mit einer Waffe bedroht zu werden oder dass ich seit Längerem mal wieder ohne Reisebegleitung unterwegs bin. Egal – Morgen möchte ich einfach nur unbeschwert die Stadt genießen – und das zusammen mit Newton von Further Rio.

Er organisiert personalisierte Touren und begleitet diese mit seiner Kamera. Dank ihm habe ich jetzt wunderschöne Bilder vor den großartigsten Sehenswürdigkeiten und einen Tag voller schöner Erinnerungen an diese Stadt. Ich kann diese Tour nur absolut weiterempfehlen!







Nach dieser emotionalen Zeit in Rio freue ich mich jetzt wirklich darauf Peter und Kade in Montevideo (Uruguay) wiederzutreffen und danach mit meiner Freundin Linda aus Hamburg weiter durch Argentinien und Chile zu reisen. Ist doch schöner, Erlebnisse mit lieben Menschen gemeinsam erleben zu können.