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Vom Titicaca-See bis zur Salar Uyuni begegnen einen ständig neue Traumlandschaften: Geysire, Salzwüsten, Vulkane, farbige Lagunen, schwimmende Dörfer aber auch alte spanische Kolonialarchitektur und abenteuerliche Zugfriedhöfe.
Trotz des Reichtums an Naturschönheiten und Bodenschätzen ist Bolivien weiterhin das ärmste Land Südamerikas – 40% leben sogar in extremer Armut. Hauptwirtschaftszweig ist nach wie vor der Export von Erdöl, Erdgas und Abbauprodukten wie Silber und Erz durch die staatlich geführte Energiegesellschaft. Tourismus spielt (noch) eine eher geringe Rolle.
Lest hier, warum ich auf einem Markt Dynamit gekauft, wo Salvador Dali geklaut hat und warum ich mich zu meinem 30. Geburtstag selbst in die Wüste schickte.

Schon seit mir mein Ex-Freund damals immer wieder von Bolivien – der Salar Uyuni und Atacama-Wüste – vorgeschwärmte, wollte ich dort hin. Ich hatte mich auf eine großartige Zeit in Bolivien gefreut. Doch es kam erstmal anders.
ISLA DEL SOL, URURO UND SUCRE
Doch bereits auf der Isla del Sol stellte sich heraus, dass man als Tourist hier offensichtlich nicht so willkommen ist. Aus einem Restaurant werden wir nach 25 Minuten verjagt, weil wir mit Whatsapp offensichtlich zu viel WiFi konsumieren.

In Copacabana wurde es als ungewöhnlich empfunden, dass ich um 8 Uhr morgens in meinem Privatzimmer duschen und Zähne putzen wollte – da muss man ja das Wasser anstellen. Beim Karneval in Ururo werde ich angeschnauzt, wie lange ich denn gedenke noch dort zu sitzen – es sei ganz schön eng. Bolivien wurde 2013 zum touristenunfreundlichsten Land gewählt, 2015 war es immer noch auf Platz 100. Kann ein wenig verstehen warum.
Allerdings habe ich auch andere Bolivianer kennengelernt. So werde ich von Juan und Miriam (zwei Busbekanntschaften) aus La Paz spontan eingeladen mit zum Lama-Essen zu kommen.

Unten: Sucre, Lama Dinner und Karneval
Nach der langen Busfahrt haben sie Hunger und wollen deftig essen bevor sie sich ins Karnevals-Getümmel stürzen.
Die Karnevalsparade in Ururo ist ein wenig wie die Umzüge in den Metropolen in Deutschland – Blaskapellen, Funkenmariechen – zwischendurch ungewöhnliche Tänze und Kostüme der vielen indigenen Einwohner des „Estado Plurinacional de Bolivia“ (mit ca 50% der größte Anteil indigener Gruppen in ganz Südamerika).
Mit dem Nachtbus geht es für mich nach wenigen Stunden weiter nach Sucre – die schönste Stadt Boliviens. Allerdings ist an Karneval alles geschlossen – es fahren keine Busse und als alleinreisende Touristin wird man ständig mit unreinen Wasserbomben beworfen und aus dem Auto heraus mit festhaftenden Konfetti-Sprays besprüht. Ich hatte mir das hier wirklich anders vorgestellt und habe momentan keinen Humor dafür – dafür sind mir in diesem Land zu viele Läuse über die Leber gelaufen.
POTOSI – UNTERWEGS IN EINER AKTIVEN SILBERMINE
Am Aschermittwoch kann ich dann endlich weiterreisen nach Potosi – der Schatzkammer Boliviens. Ich möchte kennenlernen, wie hier gearbeitet wird – wie die Spanische Krone damals ihre Silberschätze bekommen hat. Ich war noch nie in einem aktiven Bergwerk und ja, man kann sicher darüber diskutieren, ob diese Tour jetzt Spannertourismus ist oder nicht. Wir jedenfalls kaufen Geschenke für die Kumpel – Limo, Wasser, Koka-Blätter und Dynamit.

Unter Tage habe ich das Gefühl mir bleibt die Luft weg – Potosi liegt auf 4.100 Metern und unter Tage ist es dunkel, eng und dreckig. Ich bin definitiv zu groß für diese Minen. Die wenigen Kumpel, die wir (nach Karneval) unter Tage treffen, haben bereits mit 14 angefangen zu arbeiten und sind deutlich kompakter. Unsere Guides erzählen, dass viele schon im frühen Alter an Krankheiten wie Staublunge leiden und früh versterben. Aktuell arbeiten noch ca. 12.000 Bergleute im Cerro Rico – jährlich sterben mindestens 50 noch vor ihrem 55 Geburtstag.

Mit Meißel, Hammer und Spitzhacke (in Ausnahmefällen auch mit Bosch-Bohrern) werden Löcher links und rechts entlang der Silberadern in den Felsen getrieben, je 1/3 Stange Dynamit eingeführt und päng – ein ca. 1 Meter großes Loch ist entstanden. Der Bergmann wartet einige Stunden ab bevor er mit der Hand das Silber vom wertlosen Gestein wegmeißelt. Eine mühsame Arbeit. Auf dem Rücken transportiert er dann ca. 20-30 KG Silbergestein durch die engen Gänge nach draußen und verkauft es an sein Konsortium.
Den ganzen Tag ernährt er sich nur von Coca-Blättern – Essen würde im Stollen zu sehr verunreinigt. Vor jedem Gang in den Berg bekreuzigt man sich vor dem Altar und bringt dem „Tio“ – dem Beschützer der Bergleute – Geschenke.

Für mich war in dem aktiven Berg zu sein eine bedrückende Erfahrung – die Männer aus Potosi haben kaum eine Wahl – andere Arbeit gibt es hier nicht. Noch etwa 7 Jahre reicht der Vorrat an Silber im Cerro Rico aus. Danach wartet schon ein anderer Berg auf sie.
SALAR UYUNI NACH SAN PEDRO DE ATACAMA
Meinen 30. Geburtstag wollte ich wie letztes Jahr zu etwas ganz besonderem machen – nur dass ich in diesem Jahr nicht in Hong Kong mit meinen lieben Freunden Anne und Ricky, sondern in Bolivien feiere.

Diesmal geht es mit dem Jeep vier Tage von Uyuni, über den Eisenbahnfriedhof, zur berühmten Salzwüste Salar Uyuni, durch wunderschöne Vulkanlandschaften, vorbei an Geysiren, Steppen mit Picunias, Wiesen mit Alpakas nach San Pedro de Atacama.



Das schönste Erlebnis der gesamten Tour war in der letzten Nacht bei völliger Dunkelheit in einer der natürlichen Hot-Springs zu liegen und über uns die Milchstraße und einige Sternschnuppen zu sehen. Ein großartiges Geburtstagsgeschenk an mich selbst!

Noch ca. 6 Wochen habe ich in Südamerika – am 15.04. geht mein Flug ab Santiago de Chile nach Neuseeland. Da ich jedoch gerne noch die Iguazu Wasserfälle sehen und meinen ehemaligen Arbeitskollegen Gui in Florianopolis besuchen möchte, werde ich jetzt eine Speedy-Reisephase einlegen, um dann wieder entspannter weiterzureisen.
Da der Flug von San Pedro de Atacama nach Iguazu mehr kostet als ein Hin-und Rückflug von Rio nach Deutschland geht es für mich erst einmal mehrere Tage mit unzähligen Bussen von San Pedro in Chile, über Salta in Argentinien nach Paraguay und von dort aus weiter nach Foz de Iguazu in Brasilien. Durch 4 Länder in einer Woche – eine Busfahrt die ist lustig, eine Busfahrt die ist schön…:-)
Glaube nicht das in zehn Jahren im Cerro rico keine Mineralien abgebaut werden. Da steigt der Silberpreis und es w
erden weniger ergiebige Adern interessanter.
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Toller Beitrag mit tollen Bildern. Iguacu ist wirklich die Reise wert. Kleiner Tipp, wenn du beide Seiten besuchst, dann zuerst die Brasilianische und dann die Argentinische. Die Brasilianische ist den Besuch wert, aber die Argentinische ist spektakulärer! Gute Reise
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Danke für den Tipp – das werde ich auf alle Fälle so machen 🙂 Erst Brasilien und die Bootsfahrt in Argentinien.
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Oh ja die Bootsfahrt ist echt cool. Zieh am besten Bikini oder so was an. Du bist danach sacknass. Für Camera und so gibt’s so ein Wetpack. Ich beneide dich 🙂
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