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Ein im Gesicht voll tätowierter Maori bei McDonalds, grüne Teletubby-Hügel, wundervolle Filmkulissen, mehr Schafe als Einwohner und unglaublich freundliche, hilfsbereite und (gast)freundiche Menschen – das und noch viel mehr ist Neuseeland. Für viele ein absolutes Traumreiseziel und für mich das große Finale meiner Weltreise.

Lest hier von rauchenden Vorgärten, Landschaftsschwärmereien und was bei mir letztendlich das Rennen gemacht hat – Nord- oder die Südinsel.

Nach 13 Stunden Flug aus Chile lande ich in Auckland, der mit 1,4 Millionen Einwohnern größten Stadt Neuseelands – 1/3 der Bevölkerung lebt hier. Nach so langer Zeit in Mittel- und Südamerika ist es für mich sehr seltsam, wieder in einem Industrieland zu sein.

Auf der Haupteinkaufsstraße fahren Maseratis, Ferraris und Lamborghinis spazieren, Leute mit Designertaschen laufen sorgenfrei mit ihrem Smartphone durch die Gegend. Eine ganz andere Realität als in vielen Gegenden Südamerikas.
Besonders Auckland ist noch einmal speziell – viele reiche asiatische Familien finanzieren ihren Kindern ein prestigeträchtiges Auslandsstudium in Auckland – ein wenig wie damals in Vancouver.
Mir ist das egal. Ich möchte so viel wie möglich von der Landschaft sehen.


Gemeinsam mit CyCy – meiner französischen Arbeitskollegin aus dem Hostel in Montreal – und „Buffy“ unserem umgebauten Honda Odysee geht es für ca. vier Wochen von der Spitze der Nordinsel über die Traumstrände in Coromandel, die Mordor-Filmkulisse für „Herr der Ringe“, die Hauptstadt Wellington und die Weinregion Marlborough bis in die Actionmetropole Queenstown und über die Fjords und den Franz-Josef-Gletscher wieder zurück nach Auckland.


Mein Zwischenfazit – Neuseeland ist unglaublich vielfältig. Im Norden, dem Kap Reinga, markiert ein friesisch anmutender Leuchtturm den (fast) nördlichsten Punkt des Landes. Hier fließen das tasmanische Meer und der Pazifik zusammen. Die Mauri glauben, dass hier die Seelen ihrer Ahnen in die Unendlichkeit eingehen – ein sehr besonderer, mystischer Ort.

Im „Fernen Norden“, wie das Bundesland tatsächlich heißt, warten traumhafte einsame Strände auf uns. Übernachtet wird im Auto auf (teilweise sehr abgelegenen) günstigen Campingplätzen direkt am Meer.
Mir gefällt besonders das Frühstück am Stand. Mit Kaffeetasse den wenigen Surfern zuzuschauen, in einsamen Buchten spazieren gehen – I really like.

An jeder Ecke gibt es grüne Hügel und Gelegenheiten zu atemberaubenden Aussichtspunkten zu wandern.

Unterwegs findet man auch immer wieder eine Desinfektionsstation für Wanderschuhe. Aufgrund der isolierten Lage können schon einige wenige unvorsichtige Wanderer ausreichen, um den bis zu 2000 Jahre alten Kauri-Waldbestand zu gefährden.
Vorbei am 90-Meilen-Strand fahren wir weiter auf die Coromandel-Halbinsel. Dort lerne ich eines der liebsten Hobbies der Neuseeländer (Kiwis) kennen – das Opossum-Überfahren.
Für die Kiwis sind die kleinen Tiere eine Plage und sie sehen es geradezu als Bürgerpflicht an, bei jeder Autofahrt mindestens ein Opossum zu überfahren. Creepy.

Auch landschaftlich ist Neuseeland wie nicht von dieser Welt. Im einen Moment fühlt man sich dank der Kalksteinfelsen im Meer wie in Thailand, im nächsten Moment ist man an einem rauchenden Strand.

Ein paar Stunden weiter wandert man in einem Vulkankrater und fühlt sich dank des vielen Rauches wie in einem Dampfbad.

Überall im Land findet man die grünen Teletubbi-Hügel mit unzähligen Schafen und Kühen, in Marlbourough wunderschöne Weinberge und in den Fjordlands von der Eiszeit geformte Täler. Einfach nur spektakulär schön.


Die Städte Neuseelands sind nicht wirklich spektakulär – insbesondere nicht, wenn man wie ich auf historische Architektur steht.
Nichtsdestotrotz fanden wir den “Yes, we can spirit” des Erdbeben gebeutelten Christchurch und das Nationalmuseum in Wellington sehr interessant.


In Queenstown holt uns leider jedoch schon wieder die Touristenrealität ein – chinesische Souvenirläden, Coffeeshops und Actionsport-geschäfte an jeder Ecke. Willkommen in der Adrenalin-Hauptstadt Neuseelands.
Ich lasse mich mitreißen und erfülle mir einen weiteren meiner großen Wünsche – einmal Paragliden. Es erinnert mich ein wenig an das Tauchen – nicht so actionreich, aber man komplett abschalten und genießen.


Bevor es wieder zurück nach Auckland geht, machen wir noch einen Abstecher in den Hexenkessel Rotorua, eine Stadt in einer geologisch sehr aktiven Zone. Überall in den Vorgärten dampft es und die großen Geysire erinnern mich an Bilder von Island. Spektakulär.


Fast am Ende der Reise bekomme ich endlich auch den Nationalvogel zu sehen, der den Einheimischen und der Frucht den Namen gab. Der nachtaktive Kiwi ist wirklich ein lustiges Tier – wie zwei große Eier auf überdimensionalen Beinen.
Als ich abends noch auf eine Maori-Show eingeladen werde, ist der Tag perfekt. Die traditionellen Tänze wie der “Haka” und das über Dampf zubereitete Essen begeistern mich für die Kultur. Wie viele Volksstämme haben sich auch die Maori an die westliche Lebensweise angepasst, jedoch gibt es überall im Land verstreut Zentren, in denen die Traditionen lebendig gehalten werden.


Aotearoa, das Land der langen weißen Wolke, hat mich als Besucher in seinen Bann gezogen und ich fliege mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück nach Deutschland. Ich habe noch einiges auf meiner Neuseeland-To-Do-Liste und hoffe irgendwann wieder-zukommen. Mir hat übrigens die Nordinsel besser gefallen. Ist jedoch Geschmackssache.
Allerdings reicht es mir erst einmal mit dem Vagabunden-Leben und ich möchte wieder länger an einem Ort sein. Dieser Ort wird – zumindest für das nächste Jahr – eine Resort-Insel Malediven sein. Seid gespannt auf tolle Berichte vom Tauchen, Schnorcheln und dem ganz normalen Touristenwahnsinn.
Zum Abschluss gibts noch einmal ein paar meiner unzähligen Fotos dieses schönen Landes:



